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Bei der heutigen Marienkirche handelt es sich nicht um den ersten Kirchenbau an gleicher Stelle. Es gab Vorgängerbauten. Der heutige Kirchenbau hat mit dem westlichen Turmbereich baugeschichtlich seinen ältesten Teil, der um 1300 entstanden sein muß. Beeindruckend ist neben der Höhe (je 53 und 55 Meter) die Wucht der Türme. Ohne Kupfer- oder Schieferschutz, bis in die Spitzen aus Buntsandstein ausgeführt, erinnern sie an eine Wehrkirche. |
Prächtig ist das Hauptportal gestaltet, im gotischen Spitzbogen ein Wimperg einschließend. Ursprünglich rein hochgotische Formen wurden allerdings im 19. jh. durch neogotische ergänzt. |
Das Langhaus der Kirche weist sowohl Merkmale des frühen 14. Jhd. als auch der 2. Hälfte des 14. Jhd. auf. Eine Aufweitung zum Chor hin ist auffällig und betont den Hallencharakter. Westfälische Einflüsse sind bei der Altstädter Kirche deutlich. |
Besonders beeindruckend sind die
architektonischen Schmuckformen in der Kirche. Ornamentierte
Kapitelle, Konsolen in den Seitenschiffen und Gewölbeschlußsteine
prägen ihr Bild. |
Jüngster Bauteil der Kirche ist
der Chorteil. Auffällig ist heute die Verbreiterung und Überhöhung des
Chorraumes. Erfolgte die Gründung im Zusammenhang mit der Errichtung
des Langhauses, konnte die Altarweihe bereits 1420 erfolgen. Seinen
eigentlichen Abschluß erhielt der Chorraum jedoch erst mit den
Baumaßnahmen von 1715 und 1886. |
Heute besticht das Kircheninnere
durch seine Helligkeit und klare Linienführung. Die drei
Kirchenschiffe wirken weiträumig. |
In thematischer Verbindung steht
in unmittelbarer Nähe vor der Ostwand des südlichen Seitenschiffes die
bedeutende gotische Statue der "Maria von Elende". |
Infolge ihres einstigen
Standortes - Elende in der Grafschaft Hohenstein, ein Ort, der bis zum
Bauernkrieg für seine Marienwallfahrt regionale Bedeutung erlangte -
wird sie "Maria im Elende" genannt. Elende ist seit der Reformation
nicht mehr katholisch; die Statue wurde gleichsam aus einem
protestantisch geprägten Gebiet "gerettet". |
Der Chorraum wird durch den
Flügelaltar des niedersächsischen Malers Hans Raphon aus dem Jahr 1512
bestimmt. Er nimmt den Platz des einstigen Hochaltars ein . |
Der Taufkessel ist eine sehr schöne Bronzearbeit aus dem Jahr 1492. Die Standbeine haben menschliche Figuren. |
Komplettiert wird die geschmackvolle Innenausstattung der Kirche durch eine Pieta (1713) im nördlichen Seitenschiff. |
An die alte neogotische
Raumgestaltung erinnern nur noch einige Beichtstühle. Immer wieder
gern betrachtet wird ein Schlußstein im südlichen Seitenschiff - der
sogenannte »Lügenstein«. Ohrenbläserei, Schwatzhaftigkeit und
Eitelkeit fuhren die Steinmetze dem Betrachter ebenso als menschliche
Schwächen vor, wie das Sprichwort "Lügen haben kurze Beine".
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